Arbeiter/innen aller Länder, vereinigt euch!
Arbeiter/innen aller Länder und unterdrückte Völker, vereinigt euch!
10. Juli 2014 (143 npc)
Der 1. Weltkrieg ist am 28. Juli 1914 nicht „ausgebrochen“, sondern er wurde begonnen, und zwar von Österreich. Noch nie sind Kriege einfach „ausgebrochen“, immer gibt es politische Mächte, die an einem Krieg interessiert sind, ihn vorbereiteten, ihn unter irgend einem Vorwand oder Anlass anfangen und dann lange vorbereitete Feldzüge durchführen. Vor jedem Krieg gibt es eine Zeit der aggressiven Politik, der Drohung, der Erpressung usw., denn „der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“, hatschon der Militärtheoretiker Clausewitz im 19. Jahrhundert richtig festgestellt. In Österreich herrschte und bestimmte damals wie heute das imperialistische Finanzkapital, die großen Banken und Industriekonzerne. Diese wollten zur Steigerung ihrer Profite einen Krieg.
Vor gut 100 Jahren war Österreich, die österr.-ungarische Monarchie, ein extrem aggressives imperialistisches Land, das fast alle Nachbarvölker unterworfen hatte und weite Teile des Balkans ständig bedrohte. Anders als heute, waren die meisten unterworfenen Länder und unterdrückten Völker direkt in das Großreich eingegliedert. Im Jahr 1908, als das seit 30 Jahren von österreichischen Truppen besetzte Bosnien-Herzegowina annektiert und Österreich gewaltsam angeschlossen wurde, wäre es beinahe zu einem großen Krieg in Europa gekommen. Die österreichischen Generale planten damals die Besetzung Serbiens, Montenegros, Albaniens, Mazedoniens und den Vorstoß bis Saloniki, um einen Hafen in der Ägäis zu erobern.
Gleichzeitig stieß allerdings der österreichische Imperialismus im Inneren auf den immer stärkeren Widerstand der nationalen Unabhängigkeitsbewegungen vor allem der Südslawen im „eigenen“ (besetzten) Land. Die damals noch fortschrittliche Sozialdemokratie hatte schon 1907 auf einem Kongress beschlossen, „alles aufzubieten…, um einen Krieg zu verhindern… Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es die Pflicht … mit allen Kräften dahin zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu beschleunigen.“
Eine weitere Antikriegsresolution am internationalen Sozialistenkongress in Basel 1912 – mitten während der Balkankriege – nannte die konkreten Aufgaben der Sozialdemokrat/innen in Österreich-Ungarn: „Die sozialistischen Parteien Österreichs, Ungarns, Kroatiens und Slawoniens, Bosniens und der Herzegowina haben die Pflicht, ihre wirkungsvolle Aktion gegen einen Angriff der Donaumonarchie auf Serbien mit aller Kraft fortzusetzen. Es ist ihre Aufgabe, sich wie bisher auch fürderhin dem Plan zu widersetzen, Serbien mit Waffengewalt der Ergebnisse des Kriegs zu berauben, es in eine Kolonie Österreichs zu verwandeln und um dynastischer Interessen willen die Völker Österreichs-Ungarns selbst und mit ihnen alle Nationen Europas in die größte Gefahr zu verstricken. Ebenso werden die sozialdemokratischen Parteien Österreich-Ungarns auch in Zukunft darum kämpfen, dass den vom Hause Habsburg beherrschten Teilen des südslawischen Volkes innerhalb der Grenzen der österreichisch-ungarischen Monarchie selbst das Recht auf demokratische Selbstregierung errungen werde.“ (zit. nach Strobl, Geschichte der öst. Arbeiterbewegung, S.59). Dass die Führer der österreichischen Sozialdemokratie zwei Jahre später schmählichen Verrat begingen und offen in chauvinistische Kriegshetze einstimmten, ist ebenso bekannt wie die 1918 daraus folgende Loslösung der vom österreichischen Imperialismus unterdrückten Völker.
Wenn heute viele bürgerliche Medien in Österreich den Kriegstreiber Franz Ferdinand bedauern und das geglückte Attentat der Mlada Bosna, einer antiklerikalen Befreiungsbewegung aus serbischen, kroatischen und moslemischen Bosnier/innen, verurteilen, stellen sie sich bewusst in die 300-jährige aggressive Tradition des österreichischen Expansionismus und Imperialismus seit den Tagen des Prinzen Eugen.
Nach einer Serie von Niederlagen im 20. Jahrhundert ist der österreichische Imperialismus seit der Jahrtausendwende 2000 wieder deutlich in der Offensive, vor allem wieder im Osten und Südosten Europas. In einem Dutzend Länder dieser Region ist das österreichische Kapital unter den fünf wichtigsten Investoren und in etwa der Hälfte davon Spitzenreiter in Sachen Ausbeutung fremder Ressourcen und Arbeitskräften. Auch militärisch ist es im Rahmen der EU-Besatzungstruppen in Bosnien führend aktiv und stellt nicht zufällig den von der EU aufgezwungenen Gouverneur von Bosnien-Herzegowina.
Deshalb stehen wir revolutionären Kommunist/innen Seite an Seite mit den gegen den österreichischen Imperialismus kämpfenden Völkern der österreichischen Neokolonien am Balkan und in Osteuropa. Wir begrüßen Aufstände und Bewegungen wie die von Anfang Februar in Tuzla und 30 weiteren Städten Bosnien-Herzegowinas gegen die vom österreichischen Imperialismus mitverursachten unerträglichen Lebensbedingungen der Arbeiter/innen und Volksmassen.
Die imperialistischen Ausbeuter in Bosnien und in Österreich sind die gleichen, nämlich das österreichische und EU-Kapital. In Österreich wie in den Balkanländern wird es in einer proletarischen Revolution gestürzt werden!
I
Wir verbreiten seit 1995 Flugblätter, mit denen wir uns vor allem an klassenbewusste Arbeiter/innen wenden. Die Texte werden auch in der seit 2001 erscheinenden Zeitung ‚Proletarische Revolution’ abgedruckt. Unser Ziel ist eine Gesellschaftsordnung ohne Klassen, ohne Unterdrückung und Ausbeutung. Dazu muss die Klasse der Arbeiterinnen und Arbeiter eine eigene Kampfpartei aufbauen, die Macht erobern, die Besitzer der Produktionsmittel enteignen und den Klassenkampf fortsetzen, bis alle Reste der bürgerlichen Ordnung verschwunden sind. Wir stellen uns in die Tradition der internationalen revolutionär-kommunistischen Bewegung, die Mitte der 1960er Jahre in Auseinandersetzung mit den Fehlern der KPdSU und in scharfem Kampf gegen die Wegbereiter des bürokratischen Staatskapitalismus in der Sowjetunion eine marxistisch-leninistische Generallinie verteidigt hat und zur Gründung neuer kommunistischer Parteien führte. Wir sind revolutionäre Kommunist/innen und deshalb nicht in der KPÖ organisiert.
IARKP
Initiative für den Aufbau einer
Revolutionär-Kommunistischen Partei
Stiftgasse 8, A-1070 Wien, ia.rkp2017@yahoo.com
iarkp.wordpress.com
Proletarische Revolution
Revolutionär-kommunistische Zeitung in Österreich
prolrevol.wordpress.com
n den letzten 10 Jahren, vor allem seit der weltweiten Wirtschaftskrise ab 2008 ist die Kriegsgefahr wieder deutlich gestiegen. Grund ist die erbitterte globale Konkurrenz der imperialistischen Mächte um Einflusszonen, und damit billige Rohstoffe und Arbeitskräfte. Die wirtschaftliche Entwicklung der verschiedenen Großmächte verläuft unterschiedlich und die aufsteigenden Monopolkapitalisten drängen auf Neuverteilung, um ihre Profite auf Kosten der Konkurrenten zu erhöhen. Aber gleichzeitig versuchen alle Imperialisten ihre bisherigen Einflusszonen zu verteidigen. Konkrete Beispiele für die wachsende Kriegsgefahr ist die Ausbreitung des chinesischen Imperialismus in (Süd-)Ostasien und im Pazifik (v.a. gegen den USA-Imperialismus) oder der Kampf der EU um die Ausdehnung ihrer neokolonialen Einflusszone in der Ukraine, in Georgien und anderen ehemaligen „Sowjetrepubliken“. Angesichts der immer weiter sinkenden Profitrate und des immer erbitterteren Kampfes der Imperialisten um profitable Anlagesphären für ihr überschüssiges Kapital (bei gleichzeitigem Bestreben nach Schädigung und Vernichtung des Konkurrenten) müssen wir im kommenden Jahrzehnt mit neuerlichen weltweiten imperialistischen Kriegen rechnen.
Aber wie schon die Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg (und 2. Weltkrieg) zeigen, sind die Arbeiter/innen und Volksmassen letztlich nur dann hilflose Opfer, wenn sie keine revolutionäre politische Führung hervorbringen und organisieren. Ein imperialistischer Krieg ist kein „Schicksal“, sondern eine bewusste Maßnahme der herrschenden Klassen – der die Arbeiter/innenklasse entgegentreten kann und muss. Der 1. Weltkrieg endete mit revolutionären Aufständen der Arbeiter/innen und der erfolgreichen Machtergreifung der Arbeiter/innenklasse in der Oktoberrevolution in Russland. Der 2. Weltkrieg endete mit der Errichtung einer Reihe von Volksrepubliken unter Herrschaft der Arbeiter/innen und verbündeten Schichten in Osteuropa und Asien – und im Gefolge davon wurden in weiteren Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens zeitweilig volksdemokratische, antiimperialistische Herrschaftsformen erreicht.
Wir revolutionären Kommunist/innen unterscheiden zwischen zwei völlig unterschiedlichen Arten von Kriegen, wobei die dahinter stehende Politik das Entscheidende ist: Einerseits gibt es die ungerechten, imperialistischen Kriege, bei denen das Monopolkapital versucht, fremde Völker zu unterwerfen (z.B. um billige Ölquellen oder strategische Positionen zu erobern). Unter gerechten Kriegen verstehen wir hingegen antiimperialistische Befreiungskriege gegen fremde Ausbeuter und revolutionäre bewaffnete Kämpfe und Bürgerkriege für den Sturz der eigenen Ausbeuterklassen im Land. Insbesondere im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts (aber auch im Verlauf des großen Deutsch-französischen Kriegs von 1871, der zur Errichtung der ersten Arbeiter/innenmacht in Europa in der Pariser Kommune führte) ist es jedesmal auch zu sozialen Erhebungen und politischen Umstürzen gekommen.
Die revolutionäre Linke muss auch heute schon – trotz ihrer aktuellen Schwäche in Europa – daran arbeiten, dem sich abzeichnenden neuen imperialistischen Krieg eine möglichst breite antiimperialistische Front entgegenzustellen. Dabei versuchen wir als revolutionäre Kommunist/innen den Kampf gegen den Krieg mit dem Kampf für die sozialistische Revolution zu verbinden, entlang der von Mao Zedong entwickelten Leitlinie: „Entweder die Revolution verhindert den Krieg oder der Krieg führt zur Revolution.“ Sonst wird die vor unseren Augen stattfindende Barbarei imperialistischer Kriege wie in Afghanistan, Irak, Syrien, Ukraine, Afrika usw. fortdauern.